Olympia in Paris und Fußball-Europameisterschaft in Deutschland: Das Sportjahr 2024 war vom Spitzensport geprägt. Dabei werden die Erfolge im Spitzensport von guten Strukturen im Breitensport vor Ort in unserer Stadt getragen. Es gibt zahllose Fußballvereine, Turngruppen oder Kinderschwimmkurse. Ihr Betrieb ist nur deshalb möglich, weil die Stadt Sportinfrastruktur zur Verfügung stellen. Vielfach in den 1960er- und 1970er-Jahren erbaut, kommt diese aber zunehmend in die Jahre.
Um den aktuellen Zustand von Sporthallen, -plätzen und Bädern in Deutschland mit Blick auf Investitionsnotwendigkeiten zu beleuchten, hat das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) im Rahmen des KfW-Kommunalpanels im Herbst 2024 eine Sonderbefragung unter rund 900 Kämmereien durchgeführt. Die Ergebnisse unterstreichen zum einen, wie wichtig kommunale Sportstätten sind.
Zum anderen machen die Ergebnisse der Befragung deutlich, dass der Unterhalt von Sportstätten in vielen Kommunen schwierig ist. Jede vierte Kommune gibt an, dass sie den Unterhalt in den letzten 5 Jahren nur teilweise, bis gar nicht stemmen konnte. Entsprechend hoch sind die angegebenen Investitionsrückstände, wobei ein besonders hoher Investitionsbedarf im Hinblick auf den energetischen Zustand der Gebäude besteht. Jede zweite Kommune gibt an, dass bei ihr aufgrund des baulichen Zustands einzelner Sportstätten bereits Sportangebote ausgefallen sind.
Breitensport in Ravensburg und Rolle von Sportvereinen
Der Breitensport in Ravensburg ist fast ausschließlich über Sportvereine organisiert, die Menschen unterschiedlicher Herkunft und aus allen sozialen Schichten die Teilnahme an bezahlbaren Sportangeboten ermöglicht. Sportvereine spielen dadurch einerseits eine wichtige Rolle bei der Bewegungs- und Gesundheitsförderung. Andererseits leisten sie einen wertvollen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt, zur Bildung und demokratischen Teilhabe und zum ehrenamtlichen Engagement. Sportvereine werden außerdem als wichtige Akteure im Hinblick auf soziale Integration gesehen und entsprechend gefördert.
Die über 50 Sportvereine in Ravensburg zählen derzeit fast 25.000 Mitglieder, darunter etwa 6.300 Jugendliche. Besonders hoch ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen in Sportvereinen: in der Altersgruppe, der unter 19-Jährigen ist annähernd jede zweite Person Mitglied in einem Sportverein. Gerade in der Jugendarbeit leisten Sportvereine daher einen weiteren wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl als „Schule der Demokratie“, da auch minderjährige Vereinsmitglieder oft ein Stimmrecht haben und sich ihnen darüber hinaus Möglichkeiten zur Beteiligung und Gestaltung des Vereinslebens bieten. Dies ist hervorzuheben, da sich im Sportbereich ein besonders hoher Anteil von Jugendlichen freiwillig engagiert.
Die Mehrheit der Vereine nutzt kommunale Sportanlagen für ihr Angebot. Seit dem Sportentwicklungsplan der Stadt Ravensburg aus dem Jahr 2016 ist die Zahl der Vereine nochmals gestiegen, die von Herausforderungen bei der zeitlichen Verfügbarkeit von Sportanlagen berichten. Eine Ursache dafür ist vielerorts der bauliche Zustand der Anlagen, aber auch Veränderungen in der Menge und der Art der nachgefragten Sportangebote spielt dabei eine große Rolle.
Die Investitionen der Stadt Ravensburg in Sportstätten sind eine zentrale Säule für die Sportinfrastruktur. Da jedoch die Einrichtung und der Unterhalt von Sportstätten zu den freiwilligen Aufgaben der Stadt gehören, sind Investitionen in diesem Bereich in Zeiten klammer Kassen kaum möglich und stehen nicht selten hinter der Finanzierung von Pflichtaufgaben zurück.
Generell lässt sich feststellen, dass viele der Ravensburger Sportstätten im Zuge des breit angelegten Förderprogramms „Goldener Plan“ in den 1960er- und 1970er-Jahren errichtet wurden und mittlerweile einen erheblichen Sanierungsbedarf aufweisen. Darüber hinaus sind aufgrund veränderter Sportgewohnheiten auch neue Bedarfe entstanden, die traditionelle Sportstätten nicht oder allenfalls bedingt erfüllen.
Allgemeine Finanzlage der Stadt Ravensburg
Die Stadt Ravensburg steht vor finanziellen Herausforderungen für das Jahr 2025. Der aktuelle Doppelhaushalt 2025/2026 zeigt, dass die Stadt mehr Geld ausgibt, als sie einnimmt, was zu einem Haushaltsdefizit führt. Die Einnahmen der Stadt steigen zwar langsam, aber kontinuierlich, jedoch gibt es eine „Kostenexplosion“ bei den Ausgaben.
Einige der Hauptgründe für das Defizit sind:
• Steigende Personalkosten: 80 % des Haushalts sind personalkostengetrieben, und es gab kürzlich einen Tarifabschluss mit einem Plus von 10,5 %
• Übertragung von Aufgaben: Bund und Land übertragen immer mehr Aufgaben auf die Kommunen, ohne dafür ausreichende finanzielle Mittel bereitzustellen
• Allgemeine Kostensteigerungen: Die Kosten für Bauprojekte, Energieversorgung und andere Bereiche steigen kontinuierlich
Die Stadt wird daher weitere Einsparungen vornehmen müssen, um den Haushalt auszugleichen, daher wird es sehr wahrscheinlich auch weitere finanzielle Einschnitte im Bereich Sport geben. Es ist zu erwarten, dass einige geplante Investitionen in Sportstätten verschoben oder reduziert werden müssen. Dies wird weitere Auswirkungen auf die Qualität und Verfügbarkeit von Sportangeboten in der Stadt Ravensburg haben.
Lösungsansätze für den Sport in Ravensburg
Die aktuelle Studie des Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) im Zusammenhang mit der schlechten Haushaltslage in Ravensburg unterstreicht umso mehr die Notwendigkeit eines gemeinsamen Kraftakts, damit der Sport in Ravensburg eine Zukunft hat.
Die Vision des CAMPUS Ravensburg wird zum einen zu einer merklichen Reduzierung der kommunalen Ausgaben im Bereich Sport führen und zum anderen für zusätzliche Einnahmen für die Kommune sorgen – berücksichtigt dabei vor allem aber auch den gestiegen Raumbedarf der unterschiedlichsten Sportvereine der Stadt.
Bereits im März 2024 durften die Initiatoren des CAMPUS Ravensburg beim Praxisforum „Kommunale Sportstätten“ aufzeigen wie die pragmatische Umnutzung von städtischen Flächen zugunsten des Sports in kleineren und mittleren Kommunen, sowie die Gestaltungsmöglichkeiten von Vereinen und der Zivilgesellschaft, möglich sind.
Die Ambitionen Deutschlands, 2040 die olympischen Spiele ausrichten zu wollen sind stärker, denn je und wenn man dann wieder an die Erfolge der letzten Heim-Olympiade in München 1972 anknüpfen will und unter die TOP 3 in der Nationenwertung kommen will, dann braucht Deutschland einen “Goldenen Plan 2.0“. Mit dem CAMPUS Ravensburg wäre das Fundament für die Entwicklung zukünftiger Breitensportler – hin zu Spitzensportlern, gelegt.
Fazit für Ravensburg
Rund 25.000 Ravensburger sind in einem Sportverein organisiert und zur Ausübung ihres Hobbies auf eine funktionierende kommunale Sportinfrastruktur angewiesen. Diese Zahl allein macht die gesellschaftliche Relevanz für unsere Stadt deutlich, die dem Zustand von Sportplätzen, Hallenbädern und anderen Sportstätten zukommt. Vor diesem Hintergrund stimmt es nachdenklich, dass Sportangebote aufgrund des schlechten baulichen Zustands der Infrastruktur zumindest gelegentlich entfallen oder nur unter schlechten Trainingsbedingungen angeboten werden können.
Investitionen in die Sportinfrastruktur zählen zu den freiwilligen Leistungen der Stadt. Sie kommen in der Haushaltspriorisierung erst nach den Pflichtaufgaben wie Schulen, Verwaltung oder Brandschutz zum Zuge und stehen im Wettbewerb mit anderen freiwilligen Leistungen wie Kultur und Wirtschaftsförderung. Angesichts der angespannten finanziellen Situation in Ravensburg kann man aber nicht einfach nur den Rotstift ansetzen und noch weiter streichen oder einsparen. Es wird zeit langfristig zu denken und auch Ebenen-übergreifend. Der CAMPUS Ravensburg, als neue Heimat für den Breiten- und Spitzensport kann dabei gleichzeitig mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen und den Wirtschaftsstandort Ravensburg nachhaltig stärken.
Zudem können die neuen zukunftsfähigen und nachhaltigen Sportstätten des CAMPUS Ravensburg nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung leisten, sondern darüber hinaus auch die gesellschafts- und demokratiestärkende Wirkung des Vereinssports unterstützen.